
Die 3-Liter-Einsparung pro 100 km ist kein Mythos, sondern das Ergebnis einer systemischen Strategie, die den Fahrer vom Kostenfaktor zum Partner macht.
- Technologie wie PPC und korrekter Reifendruck bieten einen schnellen, messbaren ROI, oft durch Förderungen unterstützt.
- Aerodynamische Maßnahmen amortisieren sich je nach Streckenprofil unterschiedlich schnell und erfordern eine genaue Analyse.
- Der größte Hebel ist ein motivierter Fahrer, der durch faire Partnerschaftsmodelle statt durch Druck zu einer sparsamen Fahrweise animiert wird.
Empfehlung: Beginnen Sie mit einem Pilotprojekt an 2-3 Fahrzeugen, um die effektivsten Hebel für Ihre Flotte zu identifizieren und den ROI schwarz auf weiß zu belegen.
Jeder Blick auf die Zapfsäule fühlt sich für einen Fuhrparkleiter wie ein Schlag in die Magengrube an. Die Dieselpreise klettern und fressen die ohnehin knappen Margen im Transportgewerbe systematisch auf. Die üblichen Ratschläge kennen Sie zur Genüge: „Fahrt vorausschauend“, „Achtet auf den Reifendruck“, „Schult eure Fahrer“. Diese Tipps sind zwar nicht falsch, aber sie bleiben oft an der Oberfläche. Sie sind wie einzelne Werkzeuge, die ohne einen klaren Bauplan in einer Kiste liegen. Sie kratzen am Problem, anstatt es an der Wurzel zu packen.
Die Wahrheit ist, dass der rechte Fuß des Fahrers der größte und variabelste Kostenfaktor in Ihrer Flotte ist. Doch Druck und Kontrolle führen hier nur zu Frust und Dienst nach Vorschrift. Was wäre, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, den Fahrer stärker zu überwachen, sondern ihn zu einem echten Partner im Sparprozess zu machen? Was, wenn die wahre Effizienzsteigerung in der intelligenten Verknüpfung von Mensch, Maschine und Management liegt? Die Jagd nach den 3 Litern pro 100 km ist kein Kampf gegen die Physik, sondern ein strategisches Spiel, bei dem jeder Zug zählt.
Dieser Artikel ist Ihr Bauplan. Wir werden nicht nur die bekannten Hebel beleuchten, sondern sie auch quantifizieren. Wir zeigen Ihnen, wo sich Investitionen wirklich lohnen, wie Sie Fahrer motivieren, ohne Stress zu erzeugen, und wie Sie aus isolierten Maßnahmen ein schlagkräftiges System zur Kostensenkung formen. Vergessen Sie die vagen Tipps – hier geht es um konkrete Zahlen, praxiserprobte Strategien und den Weg zu einer nachhaltig profitableren Flotte.
Um die Komplexität der Kostensenkung greifbar zu machen, haben wir die entscheidenden Handlungsfelder in übersichtliche Bereiche gegliedert. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Stellschrauben, von der unmittelbaren technischen Optimierung bis hin zur langfristigen strategischen Ausrichtung Ihrer Flotte.
Inhaltsverzeichnis: Der Weg zur 3-Liter-Einsparung
- Tempomat vs. PPC (Predictive Powertrain Control): Wie viel spart der vorausschauende Computer wirklich?
- Reifendruck und Spur: Warum kostet ein schlecht gewarteter LKW 1.000 € mehr Sprit im Jahr?
- Prämiensysteme: Wie beteiligen Sie Fahrer an der Ersparnis, ohne Stress zu erzeugen?
- Spoiler und Sideflaps: Wann amortisiert sich das Aero-Paket am Auflieger?
- Motor laufen lassen in der Pause: Wie viel Geld verbrennt im Standgas wirklich?
- Windschattenfahren hinter LKWs: Wie gefährlich ist der Spareffekt wirklich?
- TCO-Vergleich: Ab welchem Kilometerstand schlägt der Diesel das E-Auto heute noch?
- Wie viel Euro sparen Sie wirklich durch einen cw-Wert von unter 0,25 auf der Autobahn?
Tempomat vs. PPC (Predictive Powertrain Control): Wie viel spart der vorausschauende Computer wirklich?
Der herkömmliche Tempomat ist ein Komfort-Feature. Er hält stur die Geschwindigkeit – bergauf mit Vollgas, bergab oft zu schnell, sodass gebremst werden muss. Predictive Powertrain Control (PPC) ist dagegen ein Effizienz-Genie. Das System agiert wie ein extrem erfahrener Fahrer, der die Strecke bereits auswendig kennt. Durch die Verknüpfung von GPS-Daten und 3D-Kartenmaterial „sieht“ der LKW voraus, wann eine Steigung, ein Gefälle oder eine Kurve kommt. Anstatt kurz vor der Kuppe noch Gas zu geben, lässt das System den LKW rollen (segeln) und nutzt den Schwung optimal aus. Vor einem Gefälle wird die Geschwindigkeit gezielt so angepasst, dass die Motorbremse maximal effizient arbeitet und die Betriebsbremse geschont wird.
Dieser proaktive Ansatz ist mehr als nur Theorie. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Herstellerdaten belegen, dass durch den Einsatz von PPC bis zu 5% Kraftstoffersparnis im Überlandverkehr möglich sind. Das ist kein marginaler Gewinn, sondern ein entscheidender Hebel. Für einen Fernverkehr-LKW bedeutet das schnell eine Ersparnis von 1.500 Litern Diesel und mehr pro Jahr.

Die entscheidende Frage für Sie als Fuhrparkleiter ist die Amortisation. Selbst die Nachrüstung lohnt sich. Bei einer typischen Jahresfahrleistung von 130.000 km rentiert sich eine PPC-Nachrüstung, die in Deutschland etwa 1.700 Euro kostet, innerhalb von nur acht Monaten. PPC entlastet nicht nur den Fahrer, sondern vor allem Ihr Budget. Es ist eine der Investitionen mit dem schnellsten und sichersten Return on Investment (ROI) im modernen Fuhrparkmanagement.
Reifendruck und Spur: Warum kostet ein schlecht gewarteter LKW 1.000 € mehr Sprit im Jahr?
Reifen sind die unsung Heroes der Effizienz. Oft vernachlässigt, sind sie doch einer der größten versteckten Kostenfresser. Ein um nur 20 Prozent zu niedriger Reifendruck erhöht den Rollwiderstand signifikant und kann den Kraftstoffverbrauch um bis zu 3 Prozent steigern. Auf ein Jahr hochgerechnet, bedeutet das bei einem Fernverkehrs-LKW schnell Mehrkosten von über 1.000 Euro – pro Fahrzeug. Hinzu kommen ein erhöhter Reifenverschleiß und ein massives Sicherheitsrisiko durch Überhitzung und potenzielle Reifenplatzer. Ähnliches gilt für eine falsch eingestellte Spur am Auflieger, die den LKW quasi permanent gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen lässt.
Die manuelle Kontrolle ist zeitaufwendig und fehleranfällig. Die Lösung liegt in der Technologie: Reifendruckkontrollsysteme (RDKS) überwachen den Druck permanent und warnen den Fahrer bei Abweichungen sofort. Das ist nicht nur smart, sondern wird auch staatlich gefördert. Im Rahmen des Programms „Umweltschutz und Sicherheit“ (ehemals De-Minimis) unterstützt das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) die Anschaffung solcher Systeme massiv. So gibt es für förderfähige Maßnahmen bis zu 2.000 Euro Förderung pro LKW, wobei bis zu 80% der Kosten für RDKS oder automatische Nachfüllsysteme erstattet werden können.
Diese Förderung macht die Investition in moderne Reifentechnologie zu einem „No-Brainer“. Sie senken nicht nur direkt Ihre Kraftstoff- und Wartungskosten, sondern erhöhen auch die Sicherheit Ihrer Flotte und nutzen gleichzeitig staatliche Mittel, um Ihre Marge zu schützen. Der regelmäßige Check von Reifendruck und Spur ist keine lästige Pflicht, sondern eine der rentabelsten Routinemaßnahmen im Fuhrpark.
Ihr Aktionsplan für förderfähige Reifensysteme
- Prüfen Sie die Förderfähigkeit: Klären Sie, welche Fahrzeuge Ihrer Flotte für das BALM-Programm qualifiziert sind (insb. EU-Typengenehmigung vor 5. Juli 2022 für RDKS).
- Systeme evaluieren: Holen Sie Angebote für automatische Achslast- und Profiltiefenkontrollsysteme sowie RDKS und Nachfüllsysteme ein.
- Antrag stellen: Reichen Sie die Anträge für die gewünschten Systeme ein und planen Sie auch die Montagekosten als förderfähige Ausgaben mit ein.
- Reifenstrategie prüfen: Evaluieren Sie die Förderung von Winter- oder Ganzjahresreifen für Achsen abseits von Antriebs- und Lenkachse, um die Sicherheit und Effizienz ganzjährig zu maximieren.
- Implementierung und Kontrolle: Nach der Installation schulen Sie Ihre Fahrer in der Nutzung der Systeme und etablieren Sie einen Prozess zur Überwachung der Daten und zur schnellen Reaktion auf Warnmeldungen.
Prämiensysteme: Wie beteiligen Sie Fahrer an der Ersparnis, ohne Stress zu erzeugen?
Ein Prämiensystem, das den Fahrer direkt an den eingesparten Kraftstoffkosten beteiligt, klingt zunächst logisch und fair. In der Praxis scheitern solche Modelle jedoch häufig. Warum? Weil sie oft zu Druck, Stress und sogar kontraproduktivem Verhalten führen. Ein Fahrer, dessen Prämie direkt vom Verbrauch abhängt, könnte versucht sein, gefährlich dicht aufzufahren, um Windschatten zu nutzen, oder Klimaanlage und Heizung selbst bei extremen Temperaturen auszuschalten. Das Ergebnis ist nicht ein motivierter Partner, sondern ein gestresster Mitarbeiter, der sich ständig kontrolliert fühlt. Ein solches System bestraft zudem Fahrer auf anspruchsvollen, topografisch schwierigen Routen und belohnt jene auf flachen Autobahnstrecken, was zu Neid und Demotivation führt.
Ein erfolgreiches Modell ist keine reine Bonus-Ausschüttung, sondern eine Fahrer-Partnerschaft. Der Fokus muss weg von der reinen Verbrauchszahl und hin zur Anerkennung einer professionellen, vorausschauenden Fahrweise. Anstatt den Fahrer für jeden Zehntelliter zu belohnen oder zu bestrafen, schaffen Sie einen Rahmen, der auf Transparenz, Fairness und Teamgeist basiert. Nutzen Sie Telematikdaten nicht als Kontrollinstrument, sondern als Coaching-Werkzeug. Analysieren Sie Parameter wie den Anteil an Rollphasen (Segeln), die Nutzung des vorausschauenden Tempomaten (PPC) und die Häufigkeit starker Bremsmanöver.
Stellen Sie sich ein Gamification-Modell vor: Fahrer sammeln Punkte für gutes Fahrverhalten und können sich im Team messen. Die besten Fahrer werden nicht nur mit einer Prämie belohnt, sondern auch als interne Eco-Coaches gewürdigt, die ihr Wissen an Kollegen weitergeben. Schaffen Sie eine Team-Prämie, bei der die gesamte Fahrergruppe profitiert, wenn das Flottenziel erreicht wird. Das fördert den Zusammenhalt und den Wissensaustausch. So verwandeln Sie den isolierten Kampf um jeden Liter in ein gemeinsames Projekt, bei dem der Fahrer sich als wertgeschätzter Experte und nicht als reiner Kostenfaktor fühlt.
Spoiler und Sideflaps: Wann amortisiert sich das Aero-Paket am Auflieger?
Ab einer Geschwindigkeit von etwa 80 km/h wird der Luftwiderstand zum größten Feind des Kraftstoffverbrauchs. Jeder LKW schiebt eine riesige Wand aus Luft vor sich her, und das kostet Energie – also Diesel. Aerodynamische Anbauteile wie Dachspoiler, Seitenverkleidungen (Sideflaps) und sogenannte „Boat-Tails“ am Heck des Aufliegers sind darauf ausgelegt, den Luftstrom zu glätten und Verwirbelungen zu reduzieren. Ein korrekt eingestellter Dachspoiler allein kann den Verbrauch bereits um einige Prozent senken. Ein komplettes Aerodynamik-Paket am Auflieger verspricht noch größere Einsparungen.
Doch rechnet sich die Investition für jede Flotte? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an. Der entscheidende Faktor ist das Einsatzprofil des Fahrzeugs. Ein LKW, der hauptsächlich im Fernverkehr auf Autobahnen mit konstant hohen Geschwindigkeiten unterwegs ist, profitiert massiv von einer optimierten Aerodynamik. Hier kann sich die Investition schnell bezahlt machen. Ein Fahrzeug im regionalen Verteilerverkehr mit vielen Stopps und niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeiten wird hingegen kaum einen nennenswerten Spareffekt erzielen. Die Investition würde sich hier erst nach vielen Jahren oder gar nicht amortisieren.
Die folgende Tabelle gibt Ihnen eine klare Orientierung, wann sich welche aerodynamischen Maßnahmen für Sie lohnen. Sie basiert auf typischen Einsatzprofilen und berücksichtigt die mögliche staatliche Förderung, die den ROI erheblich beschleunigt.
| Einsatzprofil | Kraftstoffersparnis | Amortisationszeit mit Förderung | Empfehlung |
|---|---|---|---|
| Fernverkehr (>100.000 km/Jahr) | 3-5% | 8-12 Monate | Sehr empfehlenswert |
| Regionaler Verteiler (50-100.000 km) | 1-2% | 18-24 Monate | Bedingt empfehlenswert |
| Stadtverkehr (<50.000 km) | <1% | >36 Monate | Nicht empfehlenswert |
Motor laufen lassen in der Pause: Wie viel Geld verbrennt im Standgas wirklich?
Es ist ein gewohntes Bild auf jedem Rastplatz: LKW-Motoren, die im Standgas laufen, um die Kabine zu heizen oder zu kühlen. Für den Fahrer ist es eine Frage des Komforts, für den Fuhrparkleiter eine Frage der Kosten. Und diese Kosten sind höher, als viele annehmen. Ein moderner 40-Tonner verbraucht im Leerlauf zwischen 1,5 und 3 Litern Diesel pro Stunde. Bei einem Dieselpreis von 1,70 € pro Liter sind das schnell über 5 Euro pro Stunde, die buchstäblich in Rauch aufgehen. Über ein Jahr summiert sich das pro Fahrzeug auf hunderte, wenn nicht tausende Euro.
Das alte Argument, das Anlassen des Motors verbrauche mehr als kurzes Laufenlassen, ist ein hartnäckiger Mythos. Moderne Motoren sind weitaus effizienter. Tatsächlich belegen Analysen von FleetGO, dass ein LKW im Leerlauf für nur 10 Sekunden bereits mehr Kraftstoff verbraucht als beim erneuten Anlassen des Motors. Jede Minute, in der der Motor ohne Grund läuft, ist pure Geldverschwendung. Doch wie löst man das Problem, ohne den Komfort und die Ruhephasen der Fahrer zu beeinträchtigen?

Die Lösung ist eine motorunabhängige Standklimaanlage oder Standheizung. Diese Systeme werden elektrisch betrieben und sorgen für eine angenehme Temperatur in der Kabine, ohne dass der Hauptmotor laufen muss. Die Investition in eine solche Anlage, die ebenfalls über das BALM-Programm gefördert werden kann, amortisiert sich oft schon innerhalb der ersten oder zweiten Saison. Sie investieren nicht nur in die Reduzierung Ihrer Kraftstoffkosten, sondern auch direkt in den Komfort und die Zufriedenheit Ihrer Fahrer – ein doppelter Gewinn für Ihre Flotte.
Windschattenfahren hinter LKWs: Wie gefährlich ist der Spareffekt wirklich?
Die Verlockung ist groß: Dicht hinter einem anderen LKW zu fahren, um den Luftwiderstand zu reduzieren und so Kraftstoff zu sparen. Theoretisch ist der Effekt unbestreitbar. In Diskussionen unter Fahrern und in Online-Foren werden oft beeindruckende Zahlen genannt. So wird in einer Diskussion auf Motor-Talk über Windschattenfahren argumentiert:
Bei optimalem Ausnutzen des Windschattens schafft man vielleicht 15-20% Verbrauchssenkung … das Problem dabei … der effektivste Windschatten liegt bei ca. 10-15m hinter dem LKW
– Motor-Talk Forum Nutzer
Genau hier liegt die Gefahr. Ein Abstand von 10-15 Metern bei 85 km/h bedeutet eine Reaktionszeit von weniger als einer Sekunde. Jede unerwartete Bremsung des vorderen Fahrzeugs führt unweigerlich zu einem schweren Auffahrunfall. In Deutschland ist ein solcher geringer Abstand nicht nur grob fahrlässig, sondern auch ein klarer Verstoß gegen § 4 StVO, der einen Sicherheitsabstand von mindestens 50 Metern für LKW über 3,5 t auf Autobahnen vorschreibt. Der potenziell eingesparte Diesel steht in keinem Verhältnis zum Risiko von Menschenleben, Fahrzeugschäden und empfindlichen Strafen.
Die professionelle und sichere Antwort auf das Prinzip des Windschattenfahrens ist die Technologie des Platoonings. Hierbei werden mehrere LKW durch eine elektronische „Deichsel“ digital miteinander gekoppelt. Das System ermöglicht es den Fahrzeugen, in einem sehr kurzen, aber sicheren Abstand zu fahren, da Bremssignale vom vorderen Fahrzeug in Millisekunden an die folgenden LKW übertragen werden. Diese Technologie, wie sie beispielsweise von Peloton Technology entwickelt wird, automatisiert die Anpassung der Fahrweise an die Straßenbedingungen und realisiert den Spareffekt des Windschattens, ohne die Sicherheit zu kompromittieren. Auch wenn Platooning noch nicht flächendeckend im Einsatz ist, zeigt es die Richtung auf: Effizienzgewinne dürfen niemals auf Kosten der Sicherheit gehen.
TCO-Vergleich: Ab welchem Kilometerstand schlägt der Diesel das E-Auto heute noch?
Die Debatte zwischen Diesel- und Elektro-LKW wird oft emotional geführt. Für Sie als Fuhrparkleiter zählt jedoch nur eine Kennzahl: die Total Cost of Ownership (TCO). Diese Gesamtkostenbetrachtung berücksichtigt nicht nur den Anschaffungspreis, sondern alle anfallenden Kosten über die gesamte Lebensdauer eines Fahrzeugs: Energie (Diesel vs. Strom), Wartung, Versicherung, Steuern und vor allem die Maut. Und genau hier hat sich das Blatt in Deutschland zugunsten des E-LKW dramatisch gewendet.
Zwar sind die Anschaffungskosten für einen E-LKW noch deutlich höher, doch massive staatliche Förderprogramme wie das KsNI-Programm („Klimaschonende Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“) federn diesen Unterschied erheblich ab. Sie fördern bis zu 80% der Mehrkosten im Vergleich zu einem Diesel-Pendant. Der wahre „Game-Changer“ ist jedoch die Maut. Seit Ende 2023 sind E-LKW in Deutschland von der Maut befreit (vorerst bis Ende 2025), während die Mautsätze für Diesel-LKW drastisch gestiegen sind. Ein Diesel-LKW zahlt auf deutschen Autobahnen schnell 25.000 € und mehr pro Jahr an Maut – Geld, das der E-LKW komplett einspart.
Diese Faktoren verschieben den Break-Even-Point erheblich. Obwohl die reinen Energiekosten pro Kilometer bei aktuellen Strom- und Dieselpreisen noch Kopf an Kopf liegen können, sorgen die Maut-Ersparnis und die Förderung dafür, dass sich der E-LKW im Fernverkehr immer schneller rechnet. Die folgende, vereinfachte TCO-Analyse zeigt, wie schnell der Kipppunkt erreicht sein kann.
Die folgende Tabelle, basierend auf Daten aus einer Analyse zu aktuellen Förderprogrammen, verdeutlicht die Dynamik:
| Faktor | Diesel-LKW | E-LKW mit KsNI-Förderung |
|---|---|---|
| Anschaffungsmehrkosten | Basis | +100.000€ (80% gefördert) |
| Mautkosten/Jahr | ca. 25.000€ | 0€ (bis Ende 2025) |
| Energiekosten/100km | 38L x 1,70€ = 64,60€ | 120kWh x 0,35€ = 42,00€ |
| Break-Even-Point | – | Nach ca. 80.000 km/Jahr |
Das Wichtigste in Kürze
- Technologie & Wartung: Investitionen in PPC und Reifendruckkontrollsysteme haben dank staatlicher Förderungen in Deutschland einen extrem schnellen Return on Investment und bilden die Basis jeder Effizienzstrategie.
- Aerodynamik ist kontextabhängig: Die Rentabilität von Spoilern und Seitenverkleidungen hängt direkt vom Einsatzprofil ab. Eine Analyse der Jahreskilometerleistung bei hohen Geschwindigkeiten ist vor der Investition Pflicht.
- Der Fahrer ist der Multiplikator: Der größte Hebel zur Kostensenkung ist ein motivierter Fahrer. Faire Partnerschaftsmodelle, die auf Coaching und Teamgeist statt auf Kontrolldruck basieren, schöpfen dieses Potenzial nachhaltig aus.
Wie viel Euro sparen Sie wirklich durch einen cw-Wert von unter 0,25 auf der Autobahn?
Der cw-Wert (Luftwiderstandsbeiwert) ist eine der zentralen Kennzahlen in der Aerodynamik. Ein niedrigerer Wert bedeutet, dass das Fahrzeug weniger Energie aufwenden muss, um die Luft zu verdrängen. Gerade im Fernverkehr, wo Fahrzeuge stundenlang mit hoher Geschwindigkeit unterwegs sind, macht sich jede Optimierung direkt im Tank bemerkbar. Moderne LKW-Designs zielen darauf ab, diesen Wert so weit wie möglich zu drücken. Durch eine Kombination aus einer optimierten Kabinenform, integrierten Spoilern und Verkleidungen kann laut Volvo Trucks eine Kraftstoffverbrauchsreduktion von bis zu 10% im Fernverkehr allein durch aerodynamische Verbesserungen erzielt werden.
Ein cw-Wert von unter 0,25, wie er bei einigen Konzept-LKW erreicht wird, ist derzeit noch die absolute Spitze. Aber schon die Annäherung an diesen Wert durch konsequente Optimierung bringt messbare Vorteile. Es geht dabei nicht nur um große Investitionen. Viele kleine Maßnahmen summieren sich zu einem signifikanten Effekt. Das Ziel ist es, eine glatte, ununterbrochene Oberfläche zu schaffen und Störfaktoren zu minimieren. Die Umsetzung einer ganzheitlichen Aerodynamik-Strategie ist entscheidend.
Folgende praktische Maßnahmen tragen dazu bei, den Luftwiderstand Ihrer Fahrzeuge systematisch zu senken:
- Automatische Absenkung: Eine luftgefederte Vorderachse kann so eingestellt werden, dass sie sich bei Geschwindigkeiten über 60 km/h automatisch um einige Millimeter absenkt.
- Spoilereinstellung: Der Dachspoiler muss exakt auf die Höhe des Aufliegers eingestellt sein. Eine Lücke oder ein falscher Winkel erzeugt massive Verwirbelungen.
- Verkleidungen: Seitenverkleidungen zwischen den Achsen und zwischen Zugmaschine und Auflieger schließen Lücken und verhindern, dass Luft unter das Fahrzeug gerät.
- Geschwindigkeitsmanagement: Oft ist eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h auf 85 km/h der größte Effizienzgewinn, da der Luftwiderstand quadratisch zur Geschwindigkeit zunimmt.
- Sauberkeit: Eine saubere, glatte Fahrzeugoberfläche hat einen geringeren Luftwiderstand als eine verschmutzte. Regelmäßige Wäschen sind auch eine Aerodynamik-Maßnahme.
Am Ende ist das Erreichen eines niedrigen cw-Wertes kein einzelnes Projekt, sondern eine Kultur der Effizienz. Es ist das Ergebnis der Synergie aus klugem Management (Auswahl der richtigen Ausstattung), intelligenter Technologie (automatische Systeme) und einem geschulten Fahrer, der die Prinzipien versteht und im Alltag umsetzt. Die 3-Liter-Einsparung ist somit die Summe vieler kleiner, bewusster Entscheidungen.
Der Weg zu einer signifikant sparsameren Flotte ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der aus vielen klugen Etappen besteht. Beginnen Sie noch heute damit, die größten Hebel in Ihrer Flotte zu identifizieren. Führen Sie ein Pilotprojekt mit zwei bis drei Fahrzeugen durch, um die Wirksamkeit von RDKS und Fahrerschulungen schwarz auf weiß zu belegen und eine solide Entscheidungsgrundlage für weitere Investitionen zu schaffen.