
Entgegen dem Marketing-Versprechen ist die Langlebigkeit von Downsizing-Motoren kein Selbstläufer, sondern ein teuer erkaufter Kompromiss aus Effizienz und extremer Materialbelastung.
- Hohe Literleistungen führen zu enormem thermischen Stress, der den realen Autobahn-Verbrauch in die Höhe treibt und Bauteile wie den Turbolader an ihre Grenzen bringt.
- Konstruktive Schwachstellen wie anfällige Steuerketten bei bestimmten Baureihen und Ölverkokung durch Direkteinspritzung sind tickende Zeitbomben für Gebrauchtwagenkäufer.
Empfehlung: Verlassen Sie sich niemals auf die LongLife-Serviceintervalle des Herstellers. Nur eine proaktive, verkürzte Wartung und ein geschultes Auge für Frühwarnzeichen können einen kapitalen Motorschaden verhindern.
Als Gebrauchtwagenkäufer stehen Sie vor einem Dilemma. Auf der einen Seite locken moderne Kompakt- und sogar Mittelklassewagen mit kleinen 1,0-Liter-Dreizylinder-Turbomotoren. Die Verbrauchsangaben im Prospekt sind verlockend, die Kfz-Steuer ist niedrig. Auf der anderen Seite nagt der Zweifel: Kann so ein hochgezüchteter „Rasenmähermotor“ wirklich die Belastungen des Alltags, insbesondere auf deutschen Autobahnen, über 200.000 Kilometer aushalten? Die Verkäufer und Marketingabteilungen versichern Ihnen, die Technik sei ausgereift und absolut standfest. Man spricht von fortschrittlichen Materialien und cleverem Engineering.
Aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung in der Motorenentwicklung kann ich Ihnen sagen: Die Wahrheit liegt, wie so oft, dazwischen und ist deutlich komplexer. Diese Motoren sind Meisterwerke der Ingenieurskunst, aber sie sind auch das Ergebnis von Zielkonflikten. Jeder Vorteil, wie der niedrige Normverbrauch, wird durch einen konstruktiven Kompromiss an anderer Stelle erkauft – oft auf Kosten der langfristigen Robustheit und Reparaturfreundlichkeit. Die Achillesfersen dieser Aggregate liegen genau dort, wo der durchschnittliche Autofahrer sie nicht vermutet und wo ein lückenhaftes Serviceheft zur finanziellen Katastrophe führen kann.
Doch was, wenn der Schlüssel zur Langlebigkeit nicht im blinden Vertrauen auf die Herstellerangaben liegt, sondern im Verständnis der physikalischen Grenzen und der gezielten Vermeidung von typischen Schwachstellen? Dieser Artikel ist kein pauschales Loblied und auch keine grundlose Verteufelung der Dreizylinder. Er ist der ehrliche Blick eines Insiders unter die Motorhaube. Ich zeige Ihnen die kritischen Punkte von der thermischen Belastung über den Turbolader-Tod bis hin zum Steuerketten-Problem, damit Sie eine fundierte Kaufentscheidung treffen und nicht zum Opfer von teuer erkaufter Effizienz werden.
In den folgenden Abschnitten analysieren wir detailliert die technischen Herausforderungen und Risiken dieser Motorengeneration. Sie erhalten praxisnahe Tipps, wie Sie typische Probleme erkennen und welche Kosten auf Sie zukommen können.
Inhalt: Die Akte 1.0-Liter-Motor: Was Gebrauchtwagenkäufer wissen müssen
- Warum hohe Literleistungen das thermische Management an das Limit bringen?
- Wie vermeiden Sie den Turbolader-Tod bei modernen Direkteinspritzern?
- Saugmotor oder Turbo: Welches Konzept spart im Stadtverkehr wirklich Geld?
- Das Steuerketten-Problem: Welche Baujahre Sie bei deutschen Herstellern meiden müssen
- Wann lohnt sich eine Motorrevision bei einem Fahrzeugwert unter 5.000 € noch?
- Das Wartungsrisiko bei High-Tech-Motoren, das Gebrauchtwagenkäufer oft ignorieren
- Greifen E-Fuels die Dichtungen Ihres 30 Jahre alten Motors an?
- Wasserstoff oder Batterie: Welches Konzept gewinnt bei einer Jahresleistung von 50.000 km?
Warum hohe Literleistungen das thermische Management an das Limit bringen?
Lassen Sie uns mit der grundlegenden Physik beginnen. Aus 1,0 Litern Hubraum 125 PS oder mehr zu holen, bedeutet, in einem winzigen Brennraum eine gewaltige Menge Energie pro Zeiteinheit freizusetzen. Das Ergebnis ist eine enorme Hitzeentwicklung, die sogenannte thermische Belastung. Während diese Motoren auf dem Prüfstand und bei gemächlicher Fahrt beeindruckend effizient sind, kehrt sich das Bild auf der Autobahn dramatisch um. Um die hohe Leistung abzurufen, wird das Gemisch angefettet – zusätzlicher Kraftstoff wird zur Kühlung der Bauteile eingespritzt. Die Folge ist eine Schein-Effizienz: Der Motor schützt sich selbst vor dem Hitzetod, indem er den Verbrauch explodieren lässt. Ein Realverbrauch von 8 bis 8,5 Litern bei 160 km/h ist keine Seltenheit.
Die Ingenieure haben natürlich aufwendige Lösungen entwickelt. Moderne Aggregate wie der EA211-Motor von VW besitzen einen im Zylinderkopf integrierten Abgaskrümmer. Dieser wird vom Kühlwasser umspült und hilft, die Abgastemperatur schnell zu senken und den Motor schneller auf Betriebstemperatur zu bringen. Das ist ein cleverer konstruktiver Kompromiss. Die Kehrseite: Das Kühlsystem wird dadurch noch komplexer und anfälliger. Schaltbare Wasserpumpen und ein verschachtelter Kühlkreislauf erhöhen die Anzahl potenzieller Fehlerquellen. Bei hohen Laufleistungen können sich Ablagerungen im System bilden oder die Wasserpumpe verschleißen, was die Kühlleistung schleichend reduziert und den Hitzetod des Motors einleitet.
Diese Dauerbelastung bei hohen Temperaturen wirkt sich auch direkt auf das Motoröl aus. Es altert schneller und neigt zur Verkokung, insbesondere in den feinen Ölkanälen zum Turbolader. Diese Ablagerungen wirken wie Cholesterin in den Arterien und sind eine der Hauptursachen für teure Folgeschäden. Die vom Hersteller propagierten LongLife-Intervalle von 30.000 km sind unter diesen Bedingungen Gift für den Motor.
Wie vermeiden Sie den Turbolader-Tod bei modernen Direkteinspritzern?
Der Turbolader ist das Herzstück des Downsizing-Konzepts und zugleich seine größte Achillesferse. Er wird direkt von den bis zu 1.000 °C heißen Abgasen angetrieben und seine Welle dreht sich mit über 200.000 Umdrehungen pro Minute. Diese extreme Belastung macht ihn extrem anfällig für Probleme, die oft auf die im vorigen Abschnitt beschriebene thermische Belastung und mangelnde Ölqualität zurückzuführen sind. Fällt der Turbo aus, steht das Auto nicht nur, es wird auch richtig teuer. Wie eine Analyse der Reparaturkosten zeigt, ist der Schaden oft ein wirtschaftlicher Totalschaden für ältere Gebrauchtwagen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die typischen Kosten für den Austausch eines Turboladers bei gängigen 1.0-Liter-Modellen in Deutschland. Der Unterschied zwischen einer freien Werkstatt und der Vertragswerkstatt ist erheblich und kann über die Rentabilität der Reparatur entscheiden.
| Fahrzeugmodell | Freie Werkstatt | Vertragswerkstatt | Restwert bei 150.000 km |
|---|---|---|---|
| VW Golf 1.0 TSI | 700-1.000 € | 1.700-2.400 € | ca. 5.000-7.000 € |
| Ford Focus 1.0 EcoBoost | 800-1.200 € | 1.800-2.500 € | ca. 4.500-6.500 € |
| Opel Astra 1.0 Turbo | 750-1.100 € | 1.600-2.300 € | ca. 4.000-6.000 € |
Die entscheidenden Regeln zur Rettung des Turboladers sind simpel, werden aber oft ignoriert: Warmfahren und Kaltfahren. Nach dem Kaltstart hat das Öl noch nicht seine volle Schmierfähigkeit. Wer den Motor sofort hochdreht, riskiert Mangelschmierung an den Laderlagern. Noch wichtiger ist das Kaltfahren: Nach einer schnellen Autobahnfahrt ist der Lader glutrot. Stellt man den Motor sofort ab, stoppt die Öl- und Kühlwasserzirkulation. Das im Lader stehende Öl verbrennt an den heißen Oberflächen und bildet Ölkohle-Ablagerungen. Diese verstopfen die feinen Öl-Zulaufleitungen und führen beim nächsten Start unweigerlich zum Tod des Laders durch Ölmangel.

Die Regel lautet daher: Die letzten Kilometer einer schnellen Fahrt piano angehen oder den Motor im Stand noch 30-60 Sekunden nachlaufen lassen. Das ist die günstigste Versicherung gegen einen vierstelligen Reparaturbetrag. Es ist keine Panikmache, sondern reine Physik, die über die Lebensdauer dieses entscheidenden Bauteils entscheidet.
Saugmotor oder Turbo: Welches Konzept spart im Stadtverkehr wirklich Geld?
Im Stadtverkehr und bei niedriger Last spielt der kleine Turbomotor seine Stärken aus. Durch den kleinen Hubraum sind die inneren Reibungsverluste gering. Der Turbo springt nur bei Bedarf an. Das Resultat sind tatsächlich niedrige Verbrauchswerte. Nutzerberichte zeigen einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,3 bis 7,4 Litern/100km im gemischten Betrieb, was für einen Benziner in einem Kompaktwagen ein guter Wert ist. Ein vergleichbar starker, älterer Saugmotor mit 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum wäre hier klar im Nachteil.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Komplexität. Der Turbomotor benötigt neben dem Lader selbst eine aufwendige Ladeluftkühlung, diverse Sensoren, Ventile und eine komplexe Motorsteuerung. Jedes dieser Teile ist eine potenzielle Fehlerquelle, die bei einem älteren Saugmotor gar nicht erst existiert. Ein Saugmotor ist mechanisch simpler und daher auf lange Sicht oft robuster und günstiger in der Wartung. Die Frage ist also: Spart man beim Tanken, was man später in der Werkstatt wieder ausgibt?
Ein weiterer, oft übersehener Punkt für Gebrauchtwagenkäufer in Deutschland sind die Abgasnormen und Umweltzonen. Man sollte meinen, die modernen Downsizing-Motoren wären hier vorbildlich. Doch die Realität sah oft anders aus. Als 2018 die strenge Euro 6d-temp Norm eingeführt wurde, hatten einige Hersteller Schwierigkeiten, ihre kleinen Turbobenziner rechtzeitig zu zertifizieren. So erfüllten im Segment der kleinen SUVs bereits Modelle von Citroën, Hyundai oder Opel die Norm, während VW beim populären T-Roc anfangs nur mit dem Dieselmotor die Anforderungen schaffte. Wer also einen Gebrauchtwagen aus diesen Übergangsjahren kauft, muss genau prüfen, welche Abgasnorm im Fahrzeugschein eingetragen ist, um zukünftige Fahrverbote in Innenstädten zu vermeiden.
Das Steuerketten-Problem: Welche Baujahre Sie bei deutschen Herstellern meiden müssen
Eines der berüchtigtsten und teuersten Probleme, das die Reputation früherer TSI-Motorgenerationen von VW nachhaltig geschädigt hat, war die Steuerkette. Eigentlich als wartungsfreie Alternative zum Zahnriemen konzipiert, entpuppte sie sich als tickende Zeitbombe. Durch Materialfehler und Konstruktionsschwächen längten sich die Ketten, sprangen über oder rissen sogar – oft mit einem kapitalen Motorschaden als Folge. Wie die Redaktion von AUTO BILD es zusammenfasste, lag die Ursache oft bei den Zulieferern.
Schlimmstenfalls droht in einem solchen Fall der plötzliche Motortod. Schuld soll ein Zulieferer gewesen sein, der bei der Herstellung der Ketten in einem gewissen Zeitraum Stanzwerkzeuge über die Verschleißgrenze hinaus eingesetzt und dadurch fehlerhafte Ketten geliefert hatte.
– AUTO BILD Redaktion, AUTO BILD Artikel über VW Steuerketten-Kulanz
Für Gebrauchtwagenkäufer ist es daher essenziell, die betroffenen Motorgenerationen und Baujahre zu kennen. Insbesondere die Motoren der Baureihe EA111 sind betroffen. Ab Mitte 2012 hat VW mit der Einführung der Nachfolgegeneration EA211 reagiert und ist bei den kleineren Motoren wieder auf den bewährten Zahnriemen umgestiegen.
| Motortyp | Problematische Baujahre | Lösung ab | Technische Änderung |
|---|---|---|---|
| 1.2 TSI EA111 | 2009-2012 | 2012 (EA211) | Wechsel von Steuerkette auf Zahnriemen |
| 1.4 TSI EA111 | 2006-2014 | 2012 (EA211) | Zahnriemen statt Steuerkette |
| VW TSI EA111 allgemein | 2005-2014 | ab Mitte 2012 | Komplett neue Motorgeneration EA211 |
Auch wenn die neueren 1.0 TSI Motoren (Teil der EA211-Familie) einen Zahnriemen haben, ist beim Kauf eines älteren Gebrauchtwagens mit TSI-Motor höchste Vorsicht geboten. Die Früherkennung ist der beste Schutz vor einem teuren Schaden.
Ihre Checkliste zur Steuerketten-Früherkennung beim Gebrauchtwagenkauf
- Auf Kaltstartgeräusche achten: Hören Sie genau hin. Ein kurzes Rasseln oder Klackern für wenige Sekunden nach dem Start ist ein Alarmsignal für eine gelängte Kette.
- Fehlerspeicher auslesen: Bitten Sie den Verkäufer, den Fehlerspeicher in einer Werkstatt auslesen zu lassen. Fehlercodes, die auf eine Diskrepanz zwischen Kurbelwellen- und Nockenwellensensor hindeuten, sind verdächtig.
- Servicehistorie prüfen: Wurden die Ölwechselintervalle penibel eingehalten? Verschlissenes Öl beschleunigt den Verschleiß von Kette und Spanner.
- Unabhängigen Check durchführen lassen: Ein Gebrauchtwagencheck bei TÜV oder ADAC ist gut investiertes Geld und kann einen drohenden Motorschaden aufdecken.
- Präventive Prüfung bei Risikokandidaten: Wenn Sie einen EA111-Motor ins Auge fassen, planen Sie eine präventive Prüfung der Steuerkette alle 60.000-80.000 km als Teil Ihrer Wartungskosten ein.
Wann lohnt sich eine Motorrevision bei einem Fahrzeugwert unter 5.000 € noch?
Stellen Sie sich das Schreckensszenario vor: Sie haben einen sieben Jahre alten Golf für 6.000 € gekauft. Nach einem halben Jahr leuchtet die Motorkontrollleuchte, der Motor läuft unrund. Die Diagnose der Werkstatt: Turboladerschaden oder, schlimmer noch, ein übersprungene Steuerkette mit krummen Ventilen. Die Reparaturkosten belaufen sich auf 2.500 €. Das ist fast die Hälfte dessen, was Sie für das ganze Auto bezahlt haben. Hier stellt sich unweigerlich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit.
Eine pauschale Antwort gibt es nicht, aber es gibt eine klare kaufmännische Kalkulation. Der entscheidende Faktor ist das Verhältnis der Reparaturkosten zum aktuellen Marktwert des Fahrzeugs nach der Reparatur. Wenn ein Defekt wie eine gelängte Steuerkette frühzeitig erkannt wird, liegen die Kosten für einen reinen Kettenwechsel zwischen 700 und 1.300 Euro. Eine solche Investition kann sich bei einem Fahrzeugwert von 5.000 € durchaus noch lohnen, da sie einen weitaus teureren Motorschaden verhindert.
Ist der Motorschaden jedoch bereits eingetreten und eine komplette Motorrevision oder ein Austauschmotor fällig (Kosten: 3.000 – 6.000 €), übersteigen die Reparaturkosten schnell den Restwert des Fahrzeugs. In einem solchen Fall ist die Reparatur meist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Man investiert einen hohen Betrag in ein altes Auto, dessen Wert durch die Reparatur kaum steigt. Andere kostspielige Bauteile wie Fahrwerk, Bremsen oder die Kupplung können jederzeit als Nächstes ausfallen.

Die Entscheidung hängt also von der Schadenshöhe, dem Fahrzeugalter und -zustand sowie Ihrem persönlichen Bezug zum Auto ab. Bei einem Fahrzeugwert unter 5.000 € sollte eine Reparatur, die 50 % des Fahrzeugwerts übersteigt, sehr kritisch hinterfragt werden. Oft ist der Verkauf des defekten Fahrzeugs an einen Exporteur oder Bastler und die Investition des Geldes in einen zuverlässigeren Nachfolger die rationalere Entscheidung.
Das Wartungsrisiko bei High-Tech-Motoren, das Gebrauchtwagenkäufer oft ignorieren
Ein zentrales Risiko, das viele Käufer unterschätzen, ist die Unverzeihlichkeit moderner Motoren gegenüber Wartungsstau. Während ein alter Saugmotor einen überzogenen Ölwechsel vielleicht noch verziehen hat, kann dies bei einem hochbelasteten Direkteinspritzer-Turbo fatale Folgen haben. Ein spezifisches Problem ist die Verkokung der Einlassventile und Einspritzdüsen. Da der Kraftstoff direkt in den Brennraum und nicht mehr vor die Einlassventile gespritzt wird, entfällt deren reinigende Wirkung. Öl-Dämpfe aus der Kurbelgehäuseentlüftung schlagen sich auf den heißen Ventilen nieder und backen zu harten Kohleablagerungen fest.
Die Folgen sind Leistungsverlust, unrunder Motorlauf und erhöhter Verbrauch. Um dieses Problem hinauszuzögern, ist eine proaktive Wartung entscheidend. Dazu gehört der regelmäßige Einsatz von reinigenden Kraftstoff-Additiven oder das gelegentliche Tanken von Premium-Kraftstoffen, die solche Additive bereits enthalten. Ist die Verkokung bereits fortgeschritten, hilft nur noch eine aufwendige mechanische Reinigung in der Werkstatt, das sogenannte „Walnut Blasting“, bei dem die Ventile mit Walnussschalen-Granulat gestrahlt werden. Die Kosten hierfür liegen in Deutschland bei etwa 300-500 Euro – ein weiterer Posten im versteckten Unterhaltsbudget.
Aus diesem Grund sind die vom Hersteller beworbenen „LongLife“-Ölwechselintervalle von bis zu 30.000 km für einen langlebigen Motorbetrieb absolut kontraproduktiv. Jeder Experte wird Ihnen raten, diese Intervalle mindestens zu halbieren. Ein Festintervall von 15.000 km oder einmal jährlich ist die beste Versicherung für Ihren Motor. Achten Sie beim Gebrauchtwagenkauf penibel auf eine lückenlose Servicehistorie, die idealerweise kürzere als die offiziellen Intervalle aufweist.
- Ölwechsel: Alle 15.000 km statt 30.000 km LongLife
- Ölspezifikation: Unbedingt das korrekte Öl nach Herstellervorgabe (z.B. VW 508 00) verwenden, keine Experimente.
- Jährliche Inspektion: Auch bei geringer Laufleistung sollte das Öl jährlich gewechselt werden, da es altert und Wasser zieht.
- Luftfilter: Ein sauberer Luftfilter ist für den Turbo essenziell. Wechsel alle 30.000 km.
- Zündkerzen: Spätestens alle 60.000 km wechseln, um eine saubere Verbrennung zu gewährleisten.
Greifen E-Fuels die Dichtungen Ihres 30 Jahre alten Motors an?
In der aktuellen Klimadebatte werden oft E-Fuels als Retter für den Verbrennungsmotor ins Spiel gebracht. Gleichzeitig herrscht Verunsicherung über die Verträglichkeit moderner Kraftstoffe. Viele Autofahrer fragen sich, ob der hohe Ethanol-Anteil im E10-Sprit nicht die Dichtungen und Leitungen angreift. Für die hier besprochenen, modernen 1.0-Liter-Motoren kann Entwarnung gegeben werden. Diese Aggregate sind von Grund auf für den Betrieb mit E10 ausgelegt. Die verwendeten Materialien im Kraftstoffsystem, wie FKM (Viton) statt des älteren NBR, sind deutlich widerstandsfähiger gegen Ethanol.
Die Sorge um die Dichtungen ist also eher ein Thema für 20 oder 30 Jahre alte Motoren (Young- und Oldtimer), nicht aber für ein Fahrzeug aus den letzten zehn Jahren. Als Käufer eines gebrauchten Wagens mit 1.0-Liter-Turbomotor sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf andere, weitaus dringendere Probleme lenken. Die Gefahr eines Motorschadens durch Ölverkokung, einen defekten Turbolader oder eine gelängte Steuerkette ist um ein Vielfaches höher als die eines theoretischen Dichtungsschadens durch E10-Kraftstoff.
Das Beispiel zeigt ein wichtiges Prinzip bei der Risikobewertung: Man muss sich auf die realen, statistisch häufigen und teuren Probleme konzentrieren und sich nicht von medial gehypten Nebenschauplätzen ablenken lassen. Die Verträglichkeit von E10 oder die Zukunft von E-Fuels ist für die Kaufentscheidung eines fünf Jahre alten Ford Focus mit 1.0 EcoBoost-Motor heute irrelevant. Relevant ist, ob der Vorbesitzer die Ölwechselintervalle eingehalten hat und ob der Motor verdächtige Geräusche macht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Langlebigkeit von 1.0-Liter-Turbomotoren ist kein Selbstläufer, sondern erfordert proaktive und fachkundige Wartung, die über die Herstellervorgaben hinausgeht.
- Thermischer Stress bei Autobahnfahrten, Ölverkokung und anfällige Turbolader sind die größten technischen und finanziellen Risiken für Gebrauchtwagenkäufer.
- Ignorieren Sie LongLife-Serviceintervalle. Ein jährlicher Ölwechsel oder alle 15.000 km ist die beste und günstigste Versicherung gegen einen kapitalen Motorschaden.
Wasserstoff oder Batterie: Welches Konzept gewinnt bei einer Jahresleistung von 50.000 km?
Die Frage nach der Haltbarkeit über 200.000 km zielt oft auf Vielfahrer ab. Für diese Nutzergruppe stellt sich zunehmend die Frage nach Alternativen. Ist der kleine Turbobenziner auf lange Sicht wirklich die günstigste Lösung, oder gewinnen Elektro- oder gar Wasserstoffautos? Betrachten wir die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership – TCO) bei einer hohen Jahresleistung von 50.000 km. Der reine Kraftstoffverbrauch ist nur ein Teil der Gleichung. Ein VW T-Cross mit 1.0 TSI kostet bei aktuellen Benzinpreisen etwa 8,59 € pro 100 km, was auf 50.000 km jährliche Kraftstoffkosten von ca. 4.300 € ergibt.
Ein reines Elektroauto wie ein VW ID.3 ist bei den Energiekosten klar im Vorteil. Selbst bei hohen Strompreisen sind die Kosten pro 100 km deutlich geringer. Hinzu kommen die Ersparnisse bei Steuer und Wartung (kein Ölwechsel, weniger Verschleißteile). Der große Nachteil ist der höhere Wertverlust, der die Gesamtkostenrechnung beeinflusst. Wasserstoffautos sind derzeit noch eine Nische mit extrem hohen Anschaffungs- und Energiekosten und einer dünnen Infrastruktur.
Die folgende Tabelle stellt die jährlichen Kostenpositionen für einen Vielfahrer grob gegenüber und zeigt, dass der Benziner zwar bei den Energiekosten verliert, aber durch den geringeren Wertverlust in der TCO-Betrachtung noch konkurrenzfähig sein kann – vorausgesetzt, es treten keine teuren außerplanmäßigen Reparaturen auf.
| Kostenposition | VW Golf 1.0 TSI | VW ID.3 | Wasserstoff (theoretisch) |
|---|---|---|---|
| Kraftstoff/Energie pro Jahr | ca. 4.300 € | ca. 2.000 € | ca. 5.000 € |
| Kfz-Steuer | ca. 100 € | 0 € (10 Jahre) | 0 € (10 Jahre) |
| Wartung/Jahr | ca. 600 € | ca. 300 € | ca. 400 € |
| Wertverlust/Jahr | ca. 3.000 € | ca. 4.000 € | k.A. |
Für den heutigen Gebrauchtwagenkäufer, der auf 200.000 km und mehr abzielt, bedeutet dies: Der 1.0-Liter-Turbomotor kann eine wirtschaftliche Brückentechnologie sein, aber nur, wenn das Risiko teurer Schäden durch perfekte Wartung minimiert wird. Wer dieses Risiko scheut und die Anfangsinvestition tätigen kann, für den wird das Elektroauto bei hoher Laufleistung langfristig oft die günstigere und vor allem technisch robustere Alternative sein.
Ein 1.0-Liter-Dreizylinder kann also die 200.000 km-Marke erreichen. Aber er tut es nicht von selbst. Er erfordert einen Besitzer, der mehr tut als vom Hersteller verlangt, der die Signale seines Fahrzeugs versteht und der die Wartung als Investition und nicht als Kostenfaktor begreift. Prüfen Sie daher jeden potenziellen Kandidaten penibel anhand der hier genannten Punkte, bevor Sie eine teure Fehlentscheidung treffen.